Cost Average

Was ist der Cost Average-Effekt?

Bei der Geldanlage spielen unzählige Faktoren eine Rolle, insbesondere im Zuge des Vermögensaufbaus gilt es systematisch Fehler zu entdecken und zu vermeiden. Vielfach greifen Sparer und Anleger dann auf Argumentationsweisen zurück, die den Cost Average-Effekt als Heilmittel bewerben. Das Ganze lässt sich mit Durchschnittskosteneffekt vortrefflich übersetzen, gemeint ist die regelmäßige Anlage über einen längeren Zeitraum. Fonds, ETFs oder Rentenpapiere werden nicht auf einem Schlag gekauft, sondern ähnlich dem klassischen Sparen über Monate, Jahre und Jahrzehnte gekauft. In der Theorie sollen dadurch steigende als auch fallende Kurse nicht maßgeblich ins Gewicht fallen, am Ende steht ein Durchschnittspreis, der über dem günstigsten, zugleich aber unter dem ungünstigsten Preis für das jeweilige Wertpapier liegt.

Anders ausgedrückt: Der Cost Average-Effekt soll dazu beitragen, dass man, je länger man tatsächlich anspart, effektiv einen günstigen Durchschnittspreis zahlt. Dadurch soll das Risiko, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen, deutlich verringert werden.

Hält der Cost Average-Effekt, was er verspricht?

Um den inflationär genutzten Cost Average-Effekt überhaupt nachvollziehen zu können, ist ein Blick auf jene sinnvoll, die sich dieses Vokabulars bedienen. Vornehmlich sind dies Finanzdienstleister oder Depotbanken, die ETF- oder Wertpapier-Sparpläne damit bewerben. Laut ihrer Werbeaussage ermöglicht die regelmäßige, gleichbleibend hohe Anlage in ein Wertpapier, das über mehrere Jahre oder Jahrzehnte „bespart“ wird, eine Minimierung des Risikos. Die Rede ist vom Risiko, mit dem falschen Timing an die Sache zu gehen und einen zu hohen Betrag auf ein Wertpapier zu setzen, das nahe eines langfristigen Hochs notiert. Dadurch wird suggeriert, dass es vorteilhaft sei, in kleinen Schritten bis hin zur gewünschten Summe anzusparen, als gleich mit vollem Einsatz auf das betreffende Wertpapier zu setzen.

Zur Klarstellung: Viele Interpretationen des Cost Average-Effektes gehen in die Richtung, dass diese Art der Anlage sich positiv auf die Rendite auswirken würde. Selbstverständlich steht die Rendite in Relation zu den Kosten der Geldanlage, allerdings wird der Effekt in diesem Zuge wohl überschätzt. Die regelmäßige Anlage in ein Wertpapier, gemeinhin über einen Wertpapiersparplan realisiert, hat in erster Linie Auswirkungen auf die Kosten pro Fondsanteil, die gesenkt werden.

Welche Bedeutung haben die Durchschnittskosten pro Fondsanteil?

Eine deutsche Eigenart ist es, immer und überall möglichst viel zu sparen und das Ersparte sodann als Maßstab für Erfolg oder Misserfolg anzusehen. Die Schwierigkeit ist hierbei nur, dass man anhand der Kosten eines Investments nicht darauf schließen kann, wie erfolgreich das Ganze tatsächlich ist. Anders ausgedrückt: Der Preis einer Ware entspricht nicht zwangsläufig dem tatsächlichen Wert einer Ware. Daraus folgt, dass allein die Betrachtung des Durchschnittspreises pro Fondsanteil keine wirkliche Hilfestellung bietet. Denn nur aufgrund der Tatsache, dass etwas günstig erworben wurde, ließe sich nicht die Annahme ableiten, die Sache nur aufgrund dieses Umstandes besonders risikoarm oder risikoärmer.

Dass der Cost Average-Effekt in vielen Publikationen thematisiert wird, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass viele Wirtschafts- und Finanzzeitschriften oftmals die Werbeaussage der Banken, Fondsgesellschaften und Co. ungeprüft und unkritisch übernehmen. Selbst Beispielrechnungen sind nur schwerlich als Argument anzuerkennen, denn dabei werden oftmals Annahmen der Wertentwicklung unterstellt, die nicht realistisch sind oder schlichtweg nicht mit annähernder Sicherheit herangezogen werden kann.

Zur Klarstellung: Vergangene Entwicklungen sind kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Marktes. Es gibt sogar nicht wenige Finanzmathematiker und Wirtschaftswissenschaftler, welche die Annahme vertreten, dass beispielsweise zukünftige Krisen sich elementar von den bisher Dagewesenen unterscheiden werden.

Abschließende Bemerkungen zum Cost Average-Effekt

Das Auf und Ab an den internationalen Finanzmärkten ist eine völlig natürliche, weil durch menschliche Entscheidungen getriebene Sache. Fundamental anders ist seit Beginn der 2000er jedoch der Umstand, dass viele Investmententscheidungen durch Algorithmen und über Rechenzentren getroffen werden – die vermeintlich „perfekte“ Entscheidung unter Berücksichtigung aller Marktszenarien, die Fehler des Menschen auslässt, führt jedoch in der Praxis zu einer Reihe von Kettenreaktionen. Sprich: Die Volatilität der Märkte, also die Intensität an Schwankungen, nimmt zu. Und damit auch die Ungewissheit, als privater Anleger fundierte Entscheidungen zu treffen.

Beachten Sie daher, dass der Cost Average-Effekt in erster Linie eine psychologische Komponente darstellt, indem man (im Idealfall) ungeachtet der Marktschwankungen mit einem festen Betrag X in ausgewählte Wertpapiere investiert. Aussagen dahingehend, dass hierdurch die Rendite jedoch positiv beeinflusst werden kann oder sich auch nur das Ausfallrisiko minimiere, sind fehl am Platz. Denn nur der Umstand, dass ein Wertpapier im Durchschnitt besonders „günstig“ erworben wurde, macht finanzmathematisch noch keinen Unterschied. Jordan Capital berät Sie als unabhängiger Finanzberater zu verschiedenen Themen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt.

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