Was ist Value Investing?
Wer sucht sie nicht, die ultimative Anlagestrategie für langanhaltenden finanziellen Erfolg sowie Unabhängigkeit? Nun, wenn man sich eingehend mit den klassischen Anlagestrategien am Markt beschäftigt, kristallisieren sich zwei Ansätze heraus: Die Buy-and-Hold-Strategie oder aber das Value Investing. Beim erstgenannten Ansatz legt man sich idealerweise auf einige, diversifizierte Wertpapiere fest, kauft diese und hält sich Jahre oder Jahrzehnte. Dies auch ungeachtet möglicher Krisen oder Veränderungen, man handelt also nicht wie wild, sondern verfolgt das Ziel, dass sich diese Werte trotz aller Widrigkeiten am Ende auszahlen.
Wer sich mit Value Investing beschäftigt, kauft dabei nicht blindlings vermeintlich „billige“ Aktien, sondern versucht unter Einbeziehung realwirtschaftlicher Komponenten einen „inneren Wert“ (intrinsic value) eines Wertpapieres auszumachen. Value Investing nimmt also verschiedene Parameter und Kennziffern zur Basis, um den aktuellen Preis der Aktien in Relation zu setzen mit dem tatsächlichen „Wert“ der Aktie.
Welche Ziele verfolgt Value Investing?
Wer sein Geld „an der Börse“ investiert, sollte dies nur dann tun, wenn dieses Geld auch für längere Zeit unangetastet bleiben kann. Aus diesem Grund verbietet es sich auch, mit geliehenem Geld zu investieren. Ziel von Value Investoren ist es, langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Sie kaufen Wertpapier X nicht automatisch dann, wenn die Mehrwert beispielsweise aufgrund eines besonders starken Wertverlustes der Meinung ist, das Papier sei „billig“ oder „günstig“, sondern nur dann, wenn der innere Wert der Firma höher ist als die gegenwärtige Börsenbewertung. Ein sogenannter Value-Investor sucht also permanent nach börsengehandelten Unternehmen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt als „unterbewertet“ gelten. Dabei geht es nicht allein um Branchen oder Sektoren, auch nicht allein um die persönliche Einschätzung desjenigen, sondern zunächst um klar definierbare Kennzahlen, die zur Bewertung herangezogen werden.
Unternehmen aus dem Automobilsektor sind beispielsweise für relativ hohe Dividendenrenditen bekannt, bewegen sich aber in einem recht zyklischen Umfeld, zugleich sind sie in Relation hoch verschuldet und greifen nicht selten auf die Substanz zurück, um Dividenden und Aktienrückkäufe finanzieren zu können. Langfristig gesehen, und darum geht es letztendlich, schaffen diese Unternehmen also keine wirklichen Werte für Aktionäre, sondern können dieses attraktive Niveau nur durch Rückgriff auf die Substanz halten. Value-Aktien sind hingegen solche Wertpapiere, die ein qualitativ und einzigartig am Markt positioniertes Unternehmen repräsentieren, dessen innerer Wert günstig bewertet wird.
Kennzahlen, die beim Value Investing zur Bewertung herangezogen werden
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Nehmen wir an, ein Unternehmen hat 100.000.000 Aktien ausgegeben, erzielt einen Jahresüberschuss von 500.000.000 EUR und zahlt eine Dividende von 1,50 EUR aus. Das KGV liegt hier bei 5, die Dividendenrendite würde sich aus dem Verhältnis der Dividende zum Kaufpreis der Aktie errechnen. Rein rechnerisch könnte das Unternehmen sogar 5,00 EUR Dividende je Aktie auszahlen, es zahlt aber lediglich 30 Prozent dessen aus. Mit dem Rest in das Unternehmen in der Lage, das zukünftige Wachstum zu finanzieren, neue Produkte zu entwickeln und effektiv Schulden abzubauen. Wenn Sie nun an die Idee, das Produkt und die Unternehmensführung glauben, wäre das ein erstes Merkmal für das Value Investing.
Je niedriger das KGV, desto besser. Hier müssen Sie aber stets den Branchenvergleich anstellen, denn der Durchschnitt unterscheidet sich hier teils stark.
- Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Der Buchwert eines Unternehmens entspricht im weitesten Sinne dem tatsächlichen „Wert“ des Unternehmens, deshalb setzt man diesen in Relation zum aktuellen Kurswert. Beträgt das KBV 1, dann ist das Unternehmen „fair“ bewertet. Bei Werten unter 1,0 ergeben sich, die richtige Strategie, etc. vorausgesetzt, Potentiale, da die Aktie somit als „unterbewertet“ gilt. Werte darüber bedeuten im Gleichschritt einen Bewertungsaufschlag, der sich je nach Branche stark unterscheiden kann.
Je geringer das KBV, desto werthaltiger ist das Investment in das Unternehmen. Denn durch die Beteiligung in Form von Aktien erwirbt der nach Value Investing-Gesichtszügen agierende Investor einen Anteil an den Vermögenswerten des Unternehmens – es wird also sichtbar, wie das Verhältnis Vermögenswerte/Euro Investment ist.
- Verschuldungsgrad
Je niedriger der Verschuldungsgrad, desto geringer ist das Risiko für eine mögliche Zinswende. Solide finanzierte Unternehmen können weitaus besser in neue Technologien, Patente und dergleichen investieren, sodass der Verschuldungsgrad als Kennziffer beim Value Investing nicht unerheblich ist, da sich hier die zukünftige Position des Unternehmens ableiten lässt.
- Free Cash Flow
Je höher der Free Cash Flow ist, desto besser. Ob ein Unternehmen „flüssig“ bleibt, hängt nicht zuletzt von dieser Kennzahl ab. Das liegt daran, dass viele Unternehmen oftmals nur Buchgewinne erzielen, Geld also im eigentlichen Sinne gar nicht fließt und damit auch Möglichkeiten brachliegen, um zu investieren.
Abschließende Bemerkungen
Value Investing ist ein bewährter Ansatz, um „billige“ Aktien von „unterbewerteten“ Aktien unterscheiden zu können. Dazu wird das Unternehmen hinsichtlich seiner Fundamentaldaten bewertet. Es ist daher eine Methode, um das Risiko einzudämmen und jenseits aller Kursschwankungen einen Einstiegskurs auszumachen, von dem ein überdurchschnittliches Wachstum ausgehen kann.
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